Die Kerckhoff-Klinik zählt zu den führenden Herzzentren in Deutschland und verfügt seit Jahren über eine besondere Expertise im Management von Patienten mit Herzklappenerkrankungen.
In enger Kooperation zwischen den Abteilungen für Kardiologie und Kardiochirurgie konnte in den letzten Jahren das therapeutische Spektrum der Aortenklappenstenose maßgeblich erweitert und mit neuesten sowie innovativen Verfahren ergänzt werden.
Zu diesen neuen Verfahren zählt unter anderem die Transkatheter Aortenklappenimplantation (TAVI). Bei einem Fall hochgradiger Verengungen der Aortenklappe werden beim TAVI-Verfahren die betroffenen Stellen entweder über die Leiste oder über die Herzspitze per Kathetertechnik behandelt. Das Mitralklappen-Clipping (Mitraclip) wird zur Therapie der hochgradigen Mitralklappeninsuffizienz hinzugezogen. Auch die Trikuspidalklappe kann mittels Kathetertechniken auf diese Weise behandelt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Priv.-Doz. Dr. Birgid Gonska
Leitende Oberärztin der Abteilung Kardiologie und Leitung TAVI
Ein wesentlicher Bestandteil unserer Aufgaben als durchführende Ärzte liegt in der Beurteilung von Patienten, die eine TAVI oder einen Mitraklappen-Clip erhalten sollen, sowie deren fachgerechte Nachbetreuung.
In vielen Fällen ist bereits bei der ersten Untersuchung eine Vorabbeurteilung über die zugrundeliegende Klappenerkrankung, dessen Schweregrad sowie den Gesamtzustand und die Begleiterkrankungen der Patienten möglich. Hierfür stehen uns alle notwendigen kardiologischen Untersuchungsmethoden zur Verfügung.
Nicht selten werden wir von zuweisenden Ärzten oder Patienten um eine Zweitmeinung gebeten. Ein herausragender Vorteil ist die sehr enge Zusammenarbeit zwischen Kardiologen und Herzchirurgen. Bei der Indikationsstellung richten wir uns nach den Richtlinien der Europäischen und Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.
Es ist uns ein großes Anliegen, den Patienten und Angehörigen die Diagnosen und die Behandlungsmöglichkeiten auf verständliche Art und Weise zu erläutern und die erforderlichen diagnostischen als auch therapeutischen Schritte gemeinsam zu planen. Dabei soll stets die individuelle Situation der Patienten sowie deren Bedürfnisse berücksichtigt werden und dies möglichst auch unter Einbezug der Angehörigen.
Die Aortenklappenstenose ist der häufigste Herzklappenfehler des Erwachsenen und stellt eine Verengung der Aortenklappe durch Verklebung bzw. Verkalkung der Klappensegel dar.
Zu den wichtigsten Ursachen gehören in unseren Breitengraden vor allem Degenerationsprozesse im fortgeschrittenen Alter. Seltenere Ursachen stellen das rheumatische Fieber und angeborene Fehlbildungen (beispielsweise bikuspide Herzklappen) dar. Aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung und der demografischen Entwicklung unserer Gesellschaft ist mit einem Zuwachs von Erkrankungsfällen zu rechnen.
Durch die Einengung der Öffnungsfläche ist der Blutfluss aus dem linken Herzen in den Kreislauf behindert und das Herz muss gegen einen erheblichen Widerstand arbeiten. Hierdurch können Symptome wie Luftnot, Brustschmerzen, Schwindel oder Bewusstlosigkeit auftreten. Die Veränderungen an der Aortenklappe verlaufen schleichend meist über mehrere Jahre, sodass das Herz anfangs in der Lage ist, sich der allmählich zunehmenden Einengung anzupassen. Unterschreitet die Öffnungsfläche einen gewissen individuellen Grenzwert, können schließlich Beschwerden auftreten. Die Prognose dieser Erkrankung ist unbehandelt sehr schlecht und vergleichbar dem Lungenkrebs, insbesondere wenn Symptome vorhanden sind. Daraus ergibt sich, dass insbesondere Patient:innen mit Beschwerden ohne große Verzögerung einer weiterführenden Diagnostik und Behandlung zugeführt werden sollten.
Nach dem ersten Gespräch in der Ambulanz wird in der Regel ein Termin für eine stationäre Untersuchung vereinbart.
Je nach vorhandenen Vorbefunden werden hierfür ein Ultraschall des Herzens, eine Computertomographie bzw. MRT des Herzens und ein Herzkatheter benötigt. Eine akribische Befunderhebung ist zwingende Voraussetzung für die richtige Auswahl des Therapieverfahrens als auch für den Erfolg des Eingriffes selbst. Hierfür stehen in unserer Klinik alle modernen kardiologischen Untersuchungsverfahren zur Verfügung und werden von erfahrenen Ärzt:innen sorgfältig durchgeführt. Auf Grundlage der erhobenen Befunde wird geprüft, ob die Patient:innen technisch für die Prozedur in Frage kommen, welcher Klappentyp verwendet wird und über welchen Zugangsweg (Leistengefäße, Schlüsselbeinarterie oder Herzspitze) der Eingriff vorgenommen wird. Jeder Fall wird in unserer interdisziplinären Klappenkonferenz vorgestellt und eine Übereinkunft zum weiteren Vorgehen gebildet.
Welches Therapieverfahren (Offene Herz-OP, TAVI, Ballonaufdehnung) für den jeweiligen Patient:innen in Frage kommt, wird anhand verschiedener Kriterien in Anlehnung an bestehende Leitlinien geprüft und im Herzteam entschieden.
Die einzig kausale Behandlung der schweren Aortenklappenstenose stellt die Operation am offenen Herzen mit Einsetzen einer neuen Herzklappe dar. Dieser Eingriff wird seit vielen Jahrzehnten bei geeigneten Patient:innen mit geringem Risiko durchgeführt und stellt derzeit den Goldstandard dar. Bei zahlreichen Patient:innen bestehen jedoch erhebliche Begleiterkrankungen, die ein deutlich erhöhtes Operationsrisiko mit sich bringen. Solche Patient:innen werden dann häufig nicht zur operativen Therapie vorgestellt oder von den Chirurgen abgelehnt. Anhand der Daten eines großen europäischen Registers zeigt sich, dass bei 32% aller Patient:innen bei denen ein Aortenklappenersatz notwendig ist, dieser nicht durchgeführt wird. Das Spektrum alternativer Therapieformen ist begrenzt. Die alleinige medikamentöse Therapie ist zwar geeignet Symptome zu lindern, vermag jedoch nicht das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
In den 1980er Jahren wurde als Alternative zur chirurgischen Therapie die Ballondehnung der Aortenklappe (Aortenklappenvalvuloplastie) eingeführt. Während sich diese Behandlungsform bei Patient:innen im Kindesalter als sehr effektiv erwiesen hat, sind die Ergebnisse bei Erwachsenen eher bescheiden. Obwohl in vielen Fällen eine spürbare Besserung der Beschwerden erreicht werden kann, ist der Erfolg leider nicht anhaltend. In der Regel ist die Verengung der Aortenklappe nach wenigen Monaten wieder nachweisbar, sodass die Aortenklappenvalvuloplastie in der Regel keine definitive Therapieform darstellt.
Im Jahre 2006 wurde weltweit die allererste kathetergestützte perkutane Herzklappenimplantation (TAVI) von Alain Cribier in Rouen durchgeführt, wodurch ein neues Zeitalter der Therapie der Aortenklappenstenose eingeläutet wurde. Seither hat eine rasante Entwicklung dieser Technik stattgefunden, die zu bemerkenswerten Ergebnissen geführt hat. Mit diesem Verfahren können jetzt auch Patient:innen mit hohem Operationsrisiko behandelt werden, die bisher als inoperabel galten. Dabei wird über eine spezielle Kathetertechnik über die Beinschlagader oder die Herzspitze eine neue biologische Herzklappe an Stelle der alten erkrankten Klappe eingesetzt. Hierdurch können ein großer Brustbeinschnitt sowie der Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine vermieden werden. Insgesamt ist die kathetergestützte Implantation einer neuen Herzklappe für das Kollektiv der Hochrisikopatient:innen weit schonender und mit einem geringeren Risiko verbunden. In einer Studie mit ausgewählten, besonders stark erkrankten (und somit konventionell nicht operablen) Patient:innen konnte die Ein-Jahres-Sterblichkeit von 50,7% (ohne OP) auf 30,7% (Katheterverfahren) gesenkt werden.
Der TAVI-Eingriff selbst dauert etwa 30-45 min und wird meistens in örtlicher Betäubung durchgeführt. Der Eingriff erfolgt stets gemeinsam durch einen/eine Kardiolog:in und Herzchirurg:in in einem speziell für diesen Zweck konzipierten Hybrid-Operationsraum, der die strengen hygienischen Vorgaben erfüllt und über eine komplette Ausstattung zur Durchführung von Katheter-basierten Verfahren verfügt. Für den seltenen Fall, dass schwerwiegende Komplikationen während des Eingriffs auftreten, stehen in unserer Einrichtung alle interventionellen und operativen Möglichkeiten zur sofortigen Notfalltherapie zur Verfügung. Ein/eine auf Herzerkrankungen spezialisierte/r Narkosearzt/ärztin ist während des gesamten Eingriffes anwesend, sodass bei Bedarf nahtlos eine Analgosedierung (Dämmerschlaf) bis hin zur Vollnarkose eingeleitet werden kann. Der Zugang zum Leistengefäß erfolgt bei uns unter Ultraschallkontrolle, wodurch eine höchstmögliche Sicherheit gewährleistet werden kann. Eine weitere Besonderheit in unserer Klinik ist der minimal-invasive Ansatz mit lediglich einem arteriellen Zugang (üblich sind sonst 2 arterielle Zugänge verwendet) und einem minimalen Gebrauch von Kontrastmittel. Dadurch sinkt das Risiko von Gefäßkomplikationen sowie einer Nierenschädigung. Ferner achten wir sorgfältig auf Strahlenschutz und sind in den letzten Jahren in der Lage gewesen, die Strahlendosis erheblich zu reduzieren.
Versorgung im Team
Jede Klappenimplantation wird von einem Team bestehend aus einem / einer Herzchirurg:in und einem / einer Kardiolog:in gemeinsam in einem speziellen Operationsraum durchgeführt und durch einen Kardio-Anästhesist:in begleitet. Das Ergebnis des Eingriffs wird umgehend durch die kontinuierlich laufende Schluckechokardiographie und durch kontrastmittelgestützte Darstellung der Aortenwurzel überprüft. Im Falle, dass Komplikationen während oder nach dem Eingriff auftreten sollten, stehen in unserer Einrichtung alle interventionellen und operativen Möglichkeiten zur sofortigen Notfalltherapie zur Verfügung. Alle Patient:innen werden postoperativ für 1-2 Tage auf unserer Intensivstation überwacht. In der Regel können die Patient:innen bei reibungslosem Verlauf die Klinik nach ca.1 Woche verlassen.
Da es sich bei der TAVI um ein spezielles Verfahren handelt, das nur in ausgewählten Zentren zur Verfügung steht, bieten wir allen Patient:innen Nachsorgeuntersuchungen in unserer Klinik an. Hierdurch ist gewährleistet, dass mögliche drohende Probleme rechtzeitig erkannt und ggf. notwendige Maßnahmen eingeleitet werden.
Aber auch falls Probleme auftreten sollten, fühlen wir uns verantwortlich für unsere Patient:innen und sind gerne Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Klappenimplantation.
In dringenden Fällen ist auch eine stationäre Aufnahme bzw. Übernahme aus anderen Kliniken möglich.
Terminvereinbarungen und Anfragen können entweder über die Termin-Koordination Kardiologie (siehe Kontaktdaten ambulante Patient:innen) oder direkt mit dem zuständigen Oberarzt oder Oberärztin (tagsüber Bettenkoordinator OA Dr. Rieth oder Vertretung; außerhalb der regulären Dienstzeiten über den diensthabenden Kardiologen oder Kardiologin) vorgenommen werden.
Die Terminvergabe für die Klappensprechstunde erfolgt über die Termin-Koordination Kardiologie (Kontaktdaten weiter unten).
Gesetzlich-versicherte Patienten (ambulant):
Untersuchungsmöglichkeiten nach Maßgabe der Kassenärztlichen Vereinigung: Für gesetzlich-versicherte Patienten erfolgt die Behandlung im Rahmen Ihrer Krankenversicherung auf Überweisung durch Fachärzte für Innere Medizin (nicht hausärztlich tätig).
Terminvereinbarungen und Anfragen können über die Termin-Koordination Kardiologie vorgenommen werden:
Montag bis Freitag: 07.30 bis 16.30
(danach Anrufbeantworter - wir rufen Sie am kommenden Werktag zurück)
Privat versicherte Patienten (ambulant):
Wenn Sie privat versichert sind, erfolgt die Anmeldung über das Sekretariat der Privatambulanz von Prof. Dr. Sossalla.
Sekretariat der Privatambulanz:
Frau Claudia Rudolf-Beyer
Tel.: + 49 6032. 9 96 22 02 oder 22 06
Fax: + 49 6032. 9 96 22 98
Herzzentrum
Kerckhoff-Klinik GmbH
Abt. für Kardiologie - Herzklappenambulanz
Bei Fragen zu TAVI oder andere kathetergestützte Klappenbehandlungen können Sie sich mit der TAVI - Koordination in Verbindung setzen. Anmeldungen zur TAVI können entweder per Post, per Fax oder per Email zugesandt werden.
Tel +49 (0) 6032/996-6019
Mail: tavi-koordination(at)kerckhoff-klinik.de
Mail: f.barchetta(at)kerckhoff-klink.de
Fax: +49 (0) 6032/996-2313
Tel +49 (0) 6032/996-6845
Mail: tavi-koordination(at)kerckhoff-klinik.de
Mail: a.kremer(at)kerckhoff-klinik.de
Fax: +49 (0) 6032/996-2313
Notfälle
Sie erreichen den / die diensthabenden Arzt / Ärztin der Abt. f. Kardiologie über Tel.: + 49 (0) 6032/9 96 0 (Zentrale der Klinik).