HERZCHIRURGISCHES LEISTUNGSSPEKTRUM

Bypassversorgung mit arteriellen Grafts

 

Langzeitergebnisse

Die überlegenen Langzeitergebnisse arterieller Koronarbypässe unter Verwendung der linken A. mammaria interna (Brustwandarterie) im Vergleich zu Bypässen mit der autologen V. saphena magna sind allgemein akzeptiert. Deshalb werden in den letzten Jahren zunehmend auch weitere arterielle Grafts eingesetzt. In Frage kommende arterielle Gefäße sind die rechte A. mammaria interna, die A. radialis (zunächst des nichtdominanten Armes), die A. gastroepiploica dextra sowie die A. epigastrica inferior.

Freie Grafts

Dabei können die A. radialis und A. epigastrica inferior als „composite Grafts“ oder freie Grafts eingesetzt werden, wohingegen die rechte A. mammaria interna und die A. gastroepiploica dextra auch als „insitu“ Grafts (belassen des eigenen Gefässursprunges) Verwendung finden. Bei beidseitiger Verwendung der Brustwandarterien ist zur besseren Durchblutung des Sternums die skeletonierte Entnahme der Arterie von Vorteil. Hierbei werden die Venen und kleinen Gefäße im Brustwandbereich belassen. Mit dieser Technik kann auch beim insulinpflichtigen Diabetiker die Entnahme der beidseitigen Brustwandarterie ohne ein wesentlich erhöhtes Risiko einer Wundinfektion durchgeführt werden.

 

Chirurgie der thorakalen Aorta (Aortendissektion, Aortenaneurysma)

 

Akute Aortendissektion

Eine akute Aortendissektion ist mit einer Häufigkeit von 10 bis 40 pro Million Menschen pro Jahr zu erwarten. Die auslösende Läsion der inneren Aortenwandschicht befindet sich in 50% der Fälle in der Aorta ascendens; Aortenbogen (10%) und Aorta descendens (40%) sind weniger häufig. In der Regel breitet sich das falsche Lumen antegrad aus, d. h. dem Blutfluss folgend, und zieht bis in die Beckenarterien. Bei 10-15% der Patienten kann die Dissektion auch retrograd fortschreiten, d. h. von Aorta deszendens oder Aortenbogen bis in die aszendierende Aorta. Im Bereich der Aortenabgänge kann sich die Dissektion in die Gefäße fortsetzen.

Die Dissektion der Aorta ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. Befällt sie die Aorta ascendens (Typ A bzw. Typ I oder II), so versterben etwa 30 - 40% der Patienten innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem akuten Ereignis. Weitere 30 - 40% sterben in den folgenden Tagen bzw. Wochen. Lediglich etwa 10 - 20% der Patienten überleben das akute Stadium der Dissektion. Die chirurgische Therapie besteht im Ersatz der Aorta ascendens und ev. des Aortenbogens im hypothermen Kreislaufstillstand mit retrograder Hirnperfusion. Da diese aufwendigen und langwierigen Operationen einen hohen personellen Aufwand benötigen, haben wir einen zusätzlichen Rufdienst eingerichtet.

Neben den akuten Notfalloperationen der Aortendissektion werden im normalen Operationsprogramm eine große Zahl von Patienten mit einem Aneurysma der Aorta ascendens und/oder des Aortenbogen operiert. Diese Operationen erfolgen mit denselben Techniken wie bei einer Aortendissektion. Sie sind aber als elektive Eingriffe mit einer sehr viel niedrigeren Sterblichkeit behaftet.

Chirurgische Therapie der dilatativen Kardiomyopathie (DCM)

 

Ventrikelfunktion

Vor 10 Jahren wurden Operationen bei schlechter Ventrikelfunktion wegen des hohen Sterberisikos eher selten durchgeführt. Die einzige Alternative war im Prinzip die Herztransplantation. Seit zirka fünf Jahren werden jedoch immer mehr Patienten mit schlechter linksventrikulärer Funktion operiert. Hierzu zählen Patienten mit koronarer Herzerkrankung, der so genannten ischämischen Kardiomyopathie, mit Erkrankungen der Aorten- und Mitralklappe, der so genannten valvulären DCM und Patienten mit idiopathischer DCM. Da aber in den letzten Jahren immer weniger Spenderorgane vorhanden waren und Patienten die strengen Kriterien für eine Herztransplantation nicht immer erfüllten (zu hohes Alter, zu viele Nebenerkrankungen), wurde versucht, mit „herzerhaltenden Operationen“ solchen Patienten zu helfen.

Moderne Operationsmethoden

Dank moderner Operationsmethoden, verbessertem anästhesiologischem Management und ausgeklügelter postoperativer Intensivtherapie, konnte die operative Sterblichkeit erheblich gesenkt werden. Allerdings ist der Langzeitverlauf bei Patienten mit schlechter Ventrikelfunktion noch nicht genau bekannt. Insbesondere ist man sich noch nicht im Klaren, bei welchen Erkrankungen das Langzeitergebnis gut und bei welchen schlecht ist. Um dieser Frage nachzugehen, werden im Rahmen einer prospektiven Studie sämtliche Patienten mit schlechter Ventrikelfunktion nachkontrolliert.

Mitralklappenrekonstruktion

 

Das Langzeitüberleben nach Mitralklappenrekonstruktion im Vergleich zum Mitralklappenersatz ist signifikant besser. Deshalb wird seit Jahren versucht, möglichst viele Klappen zur rekonstruieren. Aktuell werden pro Jahr in der Kerckhoff-Klinik 80-100 Mitralklappenrekonstruktionen durchgeführt. Nur wenige europäische Zentren führen pro Jahr so viele Eingriffe dieser Art durch.

Maze-Operation, Ablation von Vorhofflimmern

 

Häufigste Herzrhythmusstörung: Vorhofflimmern

Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das Vorhofflimmern. Es tritt in der Bevölkerung mit einer Häufigkeit von zirka 0.4-1.0% auf. Für die Bevölkerungsgruppe der über 65-jährigen kann von einer Prävalenz von 5-6% ausgegangen werden. Bei Patienten, die nicht medikamentös behandelt werden können und die wegen des Vorhofflimmerns symptomatisch sind, kann die so genannte Maze-Operation durchgeführt werden. In der Kerckhoff-Klinik wurde zur Verringerung der Operationszeit und bei gleicher Erfolgsrate die „Mini-Maze-Operation“ erfunden, die bis heute erfolgreich durchgeführt wird. Weitere neuere Technologien zur Behandlung von Rhythmusstörungen (Kryoablation, Radiofrequenzablation) sind im letzten Jahr eingeführt worden und werden in einer prospektiven Studie auf ihren Langzeiterfolg getestet. Pro Jahr werden zwischen 30 und 50 Patienten wegen Vorhofflimmern operiert.

Ventrikuläre Herzrhythmusstörung

Ventrikuläre (von der Herzkammer ausgehende) Rhythmusstörungen sind seltener und treten häufig nach einem Herzinfarkt auf, insbesondere wenn sich größere Narben ausbilden. Primär wird versucht diese Rhythmusstörungen mit Medikamenten, mittels Katheterablation oder mit einem Defibrillator zu therapieren. Manchmal führen diese Behandlungsarten jedoch nicht zum Erfolg. Dann muss das Narbengewebe chirurgisch entfernt werden. Diese Operation wird "subendokardiale Resektion" genannt. Das vernarbte Endokard wird dabei komplett entfernt. Alternativ kann mittels Kryoablation das Gewebe vereist werden. Um den Operationserfolg zu testen, wird intraoperativ ein so genanntes Mapping durchgeführt, welches anzeigt, ob sämtliches Gewebe entfernt wurde, das für die Rhythmusstörungen verantwortlich war.

 

 

 
 
 
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