Wie funktioniert der Dual Source Computertomograph (CT)?
Seit März 2016 verfügt die Kerckhoff-Klinik über ein Dual-Souce-CT der neuesten Generation (CT-Force, Siemens). Das Gerät besteht aus zwei Röntgenröhren („Sources“) und zwei Detektorsystemen aus jeweils 192 Detektorzeilen, die gegenüberliegend auf einer rotierenden Scheibe um 90° versetzt montiert sind. Während der Messung rotiert das System dann bis zu 4x pro Sekunde um den Patienten, während der Tisch mit dem Patienten durch die Öffnung des Gerätes gefahren wird, sodass das System aus zwei Strahlern und zwei Detektoren auf dem Patienten eine Spirale beschreibt (daher: „Dual-Source Multi-Detektor-Spiral-CT“).
Wie wird das Herz untersucht?
Für Untersuchungen des Herzens ist das neue CT besonders geeignet, weil mit zwei Strahlern und zwei Detektoren eine 90°-Rotation zur Bilderstellung ausreicht. Für die Erstellung eines Herzbildes braucht man nur 66 ms, wodurch Bewegungsunschärfen erheblich reduziert werden. Gleichzeitig liegt die Auflösung bei 0,3 mm, so dass mit dem neuen System eine unerreichte Bildqualität in der Herzdarstellung möglich wird.
Eine wichtige Fragestellung für das CT betrifft die Darstellung der Herzkranzgefäße bei der koronaren Herzerkrankung (KHK) bei Patienten mit einem mittleren Risiko einer behandlungsbedürftigen Einengung der Herzkranzgefäße (Koronarstenose). Die CT hat heute eine hohe Zuverlässigkeit im Nachweis oder Ausschluss von Koronarstenosen erreicht. Vor jedem CT sollte eine genaue Befragung des Patienten und eine kardiale Basisuntersuchung erfolgt sein, damit das CT optimal eingesetzt werden kann und eine unnötige Strahlenbelastung (bei Patienten mit sehr geringem Risiko einer koronaren Herzerkrankung) oder unnötiger Zeitverzug zum Herzkatheter bei sehr hohem Risiko einer Koronarstenose vermieden wird.
Die Untersuchung besteht aus zwei Messdurchgängen: Zunächst wird das Herz ohne Kontrastmittel untersucht und der Kalkgehalt in den Gefäßwänden der Koronarien bestimmt. Sind keine Verkalkungen zu sehen, liegt auch keine KHK vor und die Untersuchung kann beendet werden. Bei sehr ausgeprägten Wandverkalkungen kann eine anschließende Koronarangiongraphie unmöglich werden. Der sog. Kalziumscore gibt zudem wichtige Hinweise zur weiteren Prognose einer koronaren Herzerkrankung.
Im zweiten Durchgang werden dann die Koronarien mit Kontrastmittel untersucht, um Stenosen direkt nachzuweisen. Zudem kann in der CT auch die Gefäßwand der Koronarien beurteilt werden, weil Stenosen sowohl durch Kalkeinlagerungen (Kalkplaques) als auch durch lokale Thromben („soft plaques“) verursacht sein können. Bei Nachweis einer Koronarstenose kann der Patient dann zum Herzkatheter geschickt werden, um die Stenose zu eröffnen und einen Stent einzusetzen. Die Strahlenbelastung für den Patienten liegt bei 1-3 mSv und damit nur bei 1/3 bis 1/5 der bisherigen CT-Systeme. Die notwendige Kontrastmittelmenge liegt bei ca. 40-60 ml und damit ebenfalls bei der Hälfte bisheriger CT-Untersuchungen.
Wie wird die Lunge untersucht?
Die CT wird zur genauen Abklärung von fokalen und diffusen Lungenerkrankungen (Tumore, Entzündungen, Fibrosen, Emphysem etc.) eingesetzt. Meist kommen die Patienten über unser Lungenzentrum. Je nach Fragestellung werden verschiedene Techniken eingesetzt:
Das native CT wird zur Abklärung von Tumoren, Fibrosen, Entzündungsprozessen und Emphysemen eingesetzt, das generell mit 1mm dünnen Schichten als hoch aufgelöstes HRCT gefahren wird. Für das Kontrast-CT werden 50-60 ml Kontrastmittel vorher in die Armvene injiziert, dies dient der Erfassung der Vaskularisation von Tumoren und der besseren Abgrenzung von Lymphome bzw. Tumoren von Gefäßen.
In der CT-Angiographie werden die Pulmonalgefäße durch Bolustriggerung zeitgerecht kontrastiert, um Thromben (bei Lungenembolie) oder Gefäßstenosen (bei CTEPH) gezielt zu erfassen. Für das Perfusions-CT werden beide Strahler und beide Detektoren benutzt, wobei der erste Strahler mit niedrigem kV-Wert (70 kV) und der zweite Strahler mit hohem kV-Wert (140 kV) angesteuert werden. Damit kann die lokale Konzentration von Jod im Kontrastmittel mit hoher lokaler und zeitlicher Auflösung an jedem Punkt in der Lunge bestimmt werden, wodurch Durchblutungsstudien für die gesamte Lunge möglich werden.
Untersuchungen des Bewegungsapparates
Auch in der Rheumatologie gibt es zahlreiche Fragestellungen für das CT. Große Abschnitte der Wirbelsäule können schnell und mit hoher Auflösung gescannt werden, um die knöchernen Veränderungen bei Spondylarthropathien und Osteoporose zu beschreiben. Die DECT-Technik kann für Untersuchungen von Gelenken eingesetzt werden, um Uratkristallablagerungen bei Gichtpatienten direkt zu erkennen. Bei vielen Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen ist die Lunge betroffen. Hier wird das HRCT zur Erfassung von Fibrosen, lokalen oder diffusen Entzündungsprozessen und der gefährlichen Alveolitis eingesetzt.
Untersuchungen der Gefäße
Die CT und MRT wird heute zunehmend eingesetzt, um nicht-invasiv die Arterien nahezu aller Gefäßregionen zu untersuchen (z.B. Kopf-Halsgefäße, Aorta, Becken-Beinarterien). Notwendig ist die Gabe von 30-60 ml Kontrastmittel in die Armvene, die zeitgerechte Bestimmung der Ankunft des Kontrastmittels im Gefäßsystem („Bolustriggerung“) und die dreidimensionale Rekonstruktion des Gefäßbaumes durch einen Computer. Ziel ist die Darstellung von Gefäßeinengungen („Stenose“), Verschlüssen und der Umgehungskreisläufe, um dann die weitere Behandlung (Bypass, Stent etc.) in einer gemeinsamen Konferenz festgelegen zu können. Eine besondere Fragestellung betrifft die Diagnose von Aussackungen der Aorta („Aneurysma“). Mit der CT können die genauen Maße und die Beziehung zu den Seitästen bestimmt werden, um mit Hilfe eines Planungsprogrammes einen individuellen Stent zu bestellen, der dann minimal-invasiv (also ohne große OP) passgenau eingesetzt werden kann.
Untersuchungen von Intensivpatienten
Die Kerckhoff-Klinik verfügt mit 48 Betten über eine der größten Intensivstationen. Neben dem Röntgenbild am Bett gewinnen CT-Untersuchungen zur Diagnose von akuten Notfällen (z.B. zerebrale Infarkte, Lungenembolien, Dissektionen, Blutungen, Darmischämien) eine besondere Bedeutung. Die Untersuchungen sind zügig durchzuführen, eine Überwachung der Vitalfunktionen während der Untersuchung ist leicht möglich und die Ursache des Notfalles ist meist schnell und umfassend zu klären.
Was ist bei CT-Untersuchungen zu beachten?
Zu beachten ist die Strahlenbelastung durch die Untersuchung, die meist bei 1-3 mSv liegt. Zudem besteht für viele Fragestellungen die Notwendigkeit einer Kontrastmittelgabe, sodass die Nieren- und Schilddrüsenfunktion abgeklärt und nach Allergien gefragt werden muss. Auch muss die Frage nach einer bestehenden Schwangerschaft bei Frauen im gebärfähigen Alter unbedingt gestellt werden.
Die Untersuchung selbst ist für den Patienten relativ komfortabel: Sie besteht aus der Lagerung auf dem CT-Tisch, dem Legen einer Verweilkanüle in eine Armvene und zwei- dreimaligem Luftanhalten mit Injektion von 40-60 ml Kontrastmittel über einen Injektor. Der gesamte Zeitaufwand für die eigentliche Untersuchung beschränkt sich i. d. R. auf ca. 10-15 Minuten (mit Vor- und Nachbereitung). Nach der Untersuchung erhalten Sie von uns eine Flasche Wasser zum Trinken, um die Nierentätigkeit anzuregen und so das Kontrastmittel wieder schneller aus dem Körper zu befördern. Die Nachbearbeitung und Befundung der enormen Datenmengen dauert deutlich länger als die eigentliche Untersuchung. Die Patienten haben meist die Möglichkeit, nach einer Wartezeit von ca. 30 Min. mit dem behandelnden Arzt den Befund zu besprechen.