Die Therapiemöglichkeiten für Lungenkrebspatient:innen werden immer besser. Ab sofort erhalten Betroffene nach der schwerwiegenden Diagnose einen einfacheren und direkten Zugang zum Lungenkrebszentrum Mittelhessen in der Kerckhoff-Klinik. Die Vereinbarung zur ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung (ASV) mit den Krankenkassen ermöglicht einen direkten Weg zu den Spezialist:innen der Thoraxchirurgie und Pneumologie – direkt vom Hausarzt ins zertifizierte Lungenkrebszentrum.
Das Lungenkrebszentrum wurde von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) erneut begutachtet und als eines der wenigen Spezialzentren in Deutschland erst kürzlich wieder erfolgreich bestätigt. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist der Lungenkrebs die dritthäufigste Krebsart in Deutschland, dabei mit etwa 35.000 Todesfällen pro Jahr die aggressivste bösartige Erkrankung.
„Meistens ist es ein Zufallsbefund. Der Lungenkrebs macht sich oft erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkbar“, erklärt Prof. Dr. Hossein-Ardeschir Ghofrani, Ärztlicher Geschäftsführer und Direktor der Abteilung Allgemeine Pneumologie an der Kerckhoff-Klinik. „Es gibt kein klares Leitsymptom wie beim Herzinfarkt und das ist das Problem.“ Denn insbesondere bei dieser Erkrankung ist für eine Heilungschance vor allem die frühe Diagnose entscheidend.
Mit der geschlossenen ASV der Kerckhoff-Klinik mit den Krankenkassen können Patient: innen mit einem Verdacht auf Lungentumor ohne Umwege ins Lungenkrebszentrum
Mittelhessen (Verbund aus dem Universitätsklinikum und dem Evangelischen Krankenhaus in Giessen und der Kerckhoff-Klinik, Leitung Prof. Dr. Dr. Friedrich Grimminger) am Standort Bad Nauheim zur weiteren Diagnostik, Therapie und Tumornachsorge kommen.
Früherkennungsprogramm für Lungenkrebs
Rund 70 Prozent der Patient:innen mit Lungenkrebs erhalten ihre Diagnose erst im fortgeschrittenem Stadium. Eine Expertengruppe der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der Deutschen Röntgengesellschaft (DRG) und der Deutschen Gesellschaft für Thoraxchirurgie hat jetzt Eckpunkte für ein Früherkennungsprogramm mittels niedrigdosierter Computertomographie definiert, welches das Sterberisiko für langjährige Raucher:innen deutlich senken soll. Der Vorteil eines solchen Screening-Programms auf das Gesamtüberleben ist bei Lungenkrebs durch mehrere internationale Studien klar belegt. Das Früherkennungsprogramm richtet sich an Menschen zwischen 50 und 75, die mindestens 25 Jahre rauchen oder deren Rauchstopp weniger als zehn Jahre zurückliegt. Auch Betroffene, die etwa eine Packung pro Tag über 15 Jahre hinweg geraucht haben.
„Ohne ein Früherkennungs-Screening wird der Lungenkrebs weiterhin spät erkannt, weil die Erkrankung sich erst spät durch Symptome bemerkbar macht. Die Überlebensaussichten werden nachweislich deutlich verbessert, wenn der Tumor frühzeitig entdeckt wird, weil nur in frühen Stadien eine potenziell heilende Operation durchgeführt werden kann“, erklärt Prof. Ghofrani. „Wir fordern im Interesse unserer Patient:innen, dass dieses Screening sehr bald in Deutschland eingeführt und refinanziert wird, so wie in vielen anderen Ländern bereits geschehen“, ergänzt der Direktor für Allgemeine Pneumologie.
OPs am Lungenkrebszentrum mit „sehr gut“ bewertet
Die Behandlungsmethode mit der größten Aussicht auf Heilung ist die Operation. An der Bad Nauheimer Kerckhoff-Klinik operieren Priv.-Doz. Dr. Stefan Guth, Direktor der Abteilung Thoraxchirurgie, und sein Team pro Jahr etwa 125 Lungenkrebspatient:innen, überwiegend minimal-invasiv. „Es ist ein technisch aufwendiges, welches bei uns auf aktuellster dreidimensionaler hochauflösender Videotechnik beruht“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Stefan Guth. Die außergewöhnliche 3D-Bildqualität erhöht eindeutig die Qualität dieses minimal-invasiven Operationsverfahrens. Nach der OP dürfen Patient:innen bereits nach wenigen Tagen nach Hause oder in die Reha. Noch während des Klinikaufenthalts findet die postoperative in-terdisziplinäre Tumorkonferenz statt. Hier wird die weitere Behandlung hinsichtlich eventuell notwendiger Chemo-, Immun-, Strahlentherapie bzw. Nachsorge festgelegt. Mit den neuen Möglichkeiten der molekularen Pathologie können auf die einzelnen Patient:innen und deren Tumor maßgeschneiderte Therapiestrategien bestimmt werden.
Hierzu ist das Lungenkrebszentrum Mittelhessen über das Institut für Pathologie der Universitätsklinik Gießen an das „nationale Netzwerk Genomische Medizin“ (nNGM) angeschlossen. Die Behandlung des Lungenkarzinoms stellt eine hohe fachliche Anforderung an ärztliches und nichtärztliches Personal dar. Zum Behandlungsangebot gehört deshalb auch die zentrale Einbindung von Psycho-Onkolog:innen, Physiotherapeut:innen, Sozial- und Pflegediensten sowie Raucherentwöhnung.
Mindestmengen als Qualitätssicherungsmerkmal übertroffen
Zur Qualitätssicherung ist ein wesentlicher Teilaspekt die Erreichung von Mindestmengen von Operationen an der Lunge. Diese wird nach Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) stufenweise angehoben. Ab 2025 müssen in einer Thoraxchirurgischen Abteilung mindestens 75 Lungenkrebspatient:innen mit einer anatomischen Entfernung von Lungengewebe pro Jahr operiert werden, damit Krankenkassen diese Leistungen auch erstatten. Die Kerckhoff-Klinik erfüllt diese Vorgabe bereits seit Jahren. Die An-erkennung und Zertifizierung eines Lungenkrebszentrums durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) ist die Bestätigung einer hohen Behandlungsqualität und großen Erfahrung der beteiligten Spezialisten-Teams.
Bereits 2017 wurde das Lungenkrebszentrum Mittelhessen erstmals nach den Anforderungen der DKG zertifiziert und in diesem Herbst erneut erfolgreich wiederbegutachtet.
„Das von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Lungenkrebszentrum Mittelhessen bündelt die Kompetenz aller Fachabteilungen und die dazugehörige medizinische Infrastruktur, um eine individuelle, qualitätsgesicherte Versorgung auf höchstem Niveau zu gewährleisten“, so Priv.-Doz. Dr. Diethard Prüfer, Sektionsleiter des Lungenkrebszentrums an der Kerckhoff-Klinik. Daneben werden auch zahlreiche andere Zielgrößen, wie komplikationsfreie Operationen und eine 5-Jahres-Überlebensrate zu Grunde gelegt. Oberärztin und Thoraxchirurgin Frau Dr. Katrin Hornemann hält diese Regelung für wegweisend: „Die Behandlung von Lungenkrebspatienten sollte ausschließlich in spezialisierten und zertifizierten Zentren wie der Kerckhoff-Klinik geschehen. Die Menschen sollen dort versorgt werden, wo die größte Fachexpertise ist und eine hohe Anzahl an Therapien durchgeführt wird. Das führt zu weniger Komplikationen und zu höheren Heilungschancen.“